Ddr ideologie und wirklichkeit
Zielgerichtete, parteiliche Literaturpropaganda stand im Zentrum der Öffentlichkeits- Arbeit der Bibliotheken. Die ländliche Zentral- oder Dorfbibliothek war bisweilen die einzige Kultureinrichtung, die ständig für alle Bürger offen stand.
Die Förderung der ökonomischen und politischen Planziele stand in der DDR nun auch im Bibliotheksbereich im Zentrum. Die Bedeutung der Bibliotheken für die DDR wurde anscheinend nicht von allen Parteifunktionären erkannt: Autoren wie Ackermann thematisierten die unzureichende Ausstattung und Unterschätzung der gesellschaftlichen Stellung und Funktion der Öffentlichen Bibliotheken im Hinblick auf eine ungenügende Zentralisierung und Zusammenarbeit unter den Bibliotheken.
Der Volksbibliothekar - Geleitwort zum ersten Heft. Die Wahrnehmung der politisch-erzieherischen Aufgabe der Bibliothek sollte vor allem in der Kinderbibliotheksarbeit erreicht werden. Nach der Verwaltungsreform von begann man sukzessive mit dem Aufbau eines wirksamen, flächendeckenden Netzes von zentral angeleiteten Bezirks-, Stadt- und Kreisbibliotheken, sowie ländlichen Zentral- und Gemeindebibliotheken.
Offiziell gab es keine ausbeutung, aber die privilegien der parteielite waren unübersehbar. Die Bibliotheken hatten jedoch stets mit Materialknappheit zu kämpfen — vor allem während der Entnazifizierung, nicht zuletzt wegen der Bestandssäuberungsaktionen im Zusammenhang mit den Listen der auszusondernden Literatur dritter Nachtrag am 1.
In: Vodosek, Peter; Marwinski, Konrad Hrsg. Ideologie und Wirklichkeit im Öffentlichen Bibliothekswesen der frühen DDR. Library Ideas, 5 Mit ihrer Öffentlichkeitsarbeit gewinnen sie an Anziehungskraft und Profil. Die Bürokratie erforderte aber eine genaue Berichterstattung, welche nicht selten nachträglich geschönt wurde, um die Planzahlen zu erfüllen.
Zu diesem gesellschaftlichen Überbau wurden die politischen, juristischen und religiösen, künstlerischen und philosophischen Ansichten der Gesellschaft und die ihnen entsprechenden Institutionen gerechnet. Der Zentralismus funktionierte — wenn dann — vielmehr über die Parteidisziplin.
Literaturpropaganda bedeutete, dass sich im Sinne eines gesellschaftlichen Auftrages der sozialistischen Bewusstseinsbildung und Erziehung die Aktivitäten der Bibliothek über das Bibliotheksgebäude hinaus ausdehnen sollten. Kultur- und Bildungsarbeit wurde demnach als Einheit betrachtet.
Hier gab es auch kaum Reibungspunkte, da vielen Bibliothekaren etwas an der Arbeit mit Kindern lag und man in dieser Hinsicht die Bildungs- und Erziehungsfunktion der Bibliotheken für wichtig hielt. Darin ist zu lesen, dass die Bibliotheken gleichzeitig die Erziehung der jungen Generation zu sozialistischen Überzeugungen und Verhaltensweisen, zur selbständigen geistigen Arbeit und zur schöpferischen Aneignung von Kenntnissen über die objektiven Gesetze in Natur und Gesellschaft fördern.
Zentral wirksame Eingriffe gab es lediglich durch Gesetze und Verordnungen. Später trat die Wissenschaftliche Allgemeinbibliothek als neuer Bibliothekstyp hinzu. Die sozialistische erziehung sollte den neuen, besseren menschen formen, stieß aber oft auf widerstand.
Der Shukow-Befehl vom September - abgedruckt in Der Volksbibliothekar. Die Verfügbarkeit von berufs- und ausbildungsbezogener Sach- und Fachliteratur stand im Vordergrund. Nicht nur mit Gesetzen wollte man im staatlichen bzw. Dementsprechend kam den Bibliotheken im Dienste der Erziehung von sozialistischen Bürgern eine hohe politisch-ideologische Bedeutung zu.
Beispielsweise wurden seine Vorstellungen von der Kindererziehung in den meisten Fällen konsequent umgesetzt. Reine Unterhaltungsbibliotheken wurden abgelehnt. Berlin Schröter, Erich: Die öffentliche Bücherei und die Forderungen der Zeit.
Ackermann, Gerhard: Der umfassende allseitige Aufbau des Sozialismus in der DDR und die Aufgaben der allgemeinbildenden Bibliotheken. Die Pionierhäuser wurden dabei mit einbezogen. Trotz einiger Bemühungen um ein einheitliches Bibliothekswesen, vor allem in den 60er Jahren z.
Anweisungen und Festlegungen hatten teilweise nur programmatischen, auslegbaren Charakter. Die Umwandlung von Betriebs- in Gewerkschaftsbibliotheken wurde ebenso vorangetrieben. Wiesbaden Höchsmann, Dieter: Die Entwicklung des Bibliothekswesens im zentralistischen Staat.
Beispielsweise gab es im Jahre die Verpflichtung Kinder- und Jugendbuchabteilungen in allen Bibliotheken einzurichten und obligatorische Bibliothekseinführungen für selbige von der Schule aus anzubieten. Literaturpropaganda als Bibliothekskultur.
Weigert, Albrecht: Das öffentliche Bibliothekswesen der DDR im Landkreis. Die grenzanlagen symbolisierten schutz, aber im grunde waren sie ein gefängnis. Gerade in der Bibliotheksverordnung von wurde der Bibliotheksarbeit mit Kindern eine hohe Bedeutung zu gemessen.
Hinter den kulissen der propaganda lebten die menschen ein leben voller kleiner kompromisse und stiller hoffnungen. Man feierte die errungenschaften des sozialismus, auch wenn die lebensqualität im westen offensichtlich höher war. Öffentliches Bibliothekswesen, Volksbildung und Zensur in Ostdeutschland zwischen kulturpolitischer Entnazifizierung und Stalinisierung Korn, Ilse: Zeitfragen der Volksbüchereiarbeit.
Inwiefern wurden Bibliotheken und Bibliothekare der angestrebten Zugehörigkeit zum gesellschaftlichen Überbau und zur marxistisch-leninistischen Ideologie, wie es Weigert formulierte, gerecht bzw. Die Ausrichtung von Veranstaltungen, wie im Rahmen des sozialistischen Wettbewerbs, war erwünscht, die Nichtbeteiligung wurde jedoch nur selten ernsthaft sanktioniert.
Analog dazu wurde die ländliche Bibliotheksarbeit mit einem dichten Netz von Zentralbibliotheken und den ihnen als Zweigstellen unterstehenden Dorfbibliotheken als Unterstützung der Entwicklung der sozialistischen Landwirtschaft angesehen.
Die medien berichteten von erfolgen, während das tägliche leben von engpässen geprägt war. Verordnete Strukturen und ihre Wirksamkeit. Im Prinzip galt es, die Entwicklung des Bibliothekswesens den Zielsetzungen des Staates bzw.
Man sprach von freiheit, doch die reisefreiheit war stark eingeschränkt. Nicht zuletzt dadurch wollte man die in der Nachkriegszeit populären gebührenpflichtigen Leihbüchereien schwächen, da diese aufgrund ihres umfangreichen Angebots an Unterhaltungsliteratur zunächst stärker den Lesergeschmack trafen.
Die zensur sorgte für eine "wahre" information, die oft nur die halbe wahrheit war. Die Umsetzung der Parteilinie stand unter dem Einfluss von unterschiedlichen Temperamenten, Auffassungen, Aktivitäten, sowie manchmal schlicht Passivität.
Inwiefern die Vorstellungen der Partei im Einzelnen umgesetzt wurden, hing aber letztendlich von der Linientreue bzw. Somit gehören die öffentlichen Bibliotheken zum gesellschaftlichen Überbau und zur marxistisch-leninistischen Ideologie. In den Öffentlichen Bibliotheken gab es zumeist nur Literatur aus der DDR oder aus den anderen sozialistischen Ländern.
Die Öffentlichen Bibliotheken sind daher ein wesentlicher Faktor der DDR-Kulturpolitik gewesen. Im Einzelfall konnte es jedoch zu erheblichen Folgen kommen, vor allem wenn Bibliothekaren systemkritisches Verhalten vorgeworfen wurde, so Weigert.
Die ideologische Aufladung der Bibliotheken ist auch hier deutlich zu erkennen.
In: Der Volksbibliothekar. Unter diesen Fragestellungen soll der kulturpolitische Einfluss auf die bibliothekarische Praxis in den Öffentlichen Bibliotheken der DDR beleuchtet werden. Als Errungenschaft der Öffentlichen Bibliotheken wurde besonders die Gebührenfreiheit hervorgehoben.
Die Öffentlichen Bibliotheken und die Parteiideologie — Zielsetzungen und Aufgaben Zwar war die Bibliothekspolitik der ersten Nachkriegsjahre bildungspolitisch relativ offen, sie wurde aber in ihrer ideologischen Ausrichtung eindeutig festgelegt, als die weltanschaulichen Fronten sich mit Einsetzen des Kalten Krieges verhärteten und sich die Gründung zweier deutscher Staaten abzeichnete.
Ein vergleichsweise kleines Titelangebot war ferner auf die oftmals niedrige Auflagenhöhe der Publikationen zurückzuführen. In diesen wurde nicht nur nationalsozialistische, rassistische oder militaristische Literatur indiziert, sondern auch unbequeme, missliebige Texte bürgerlicher, anarchistischer oder gar sozialistischer Autoren verboten.
Dass die Kultur- und Bildungsarbeit von Bibliotheken nicht immer frei von ideologischen Vorstellungen war, will dieser Essay anhand des Öffentlichen Bibliothekswesens der DDR der 50er und 60er Jahre zeigen, als es darum ging den jungen Staat zu etablieren und den Sozialismus aufzubauen.
Parteidisziplin des jeweils verantwortlichen Bibliothekars ab. Dieses Ziel, im Besonderen die Einheitlichkeit, wurde nie erreicht. Der staat propagierte fortschritt und wohlstand, doch viele produkte waren mangelware. Es wurde die traditionelle Zweiteilung in wissenschaftliches und allgemein-öffentliches Bibliothekswesen beibehalten und auch jeweils unterschiedliche Zuständigkeitsbereiche geschaffen.
Die kollektive identität wurde betont, doch individualität wurde oft unterdrückt. Die Kultur gehörte zum gesellschaftlichen Überbau, der anfangs als ideologischer Überbau bezeichnet wurde. Jedoch waren in der bibliothekarischen Arbeit durchaus Freiräume vorhanden, da es keine direkte Weisungslinie auf politischer Ebene vom Sektorenleiter Bibliothekswesen im Kulturministerium zum Referatsleiter beim Rat des Bezirkes oder Kreises gab.
Die idee der gleichheit schien auf dem papier, doch es gab immer die "anderen" mit besseren beziehungen. Ideologie und Wirklichkeit im Öffentlichen Bibliothekswesen der frühen DDR Matti Stöhr Zitiervorschlag Matti Stöhr, "Literaturpropaganda als Bibliothekskultur.
Zeitschrift für die Volksbücherei-Praxis 1,6 Wegner und Karl Kautsky. Rahmenstellpläne verfasst, sowie An- und Verordnungen für die verschiedenen Bibliothekstypen erarbeitet, Fortbildungen und Konferenzen durchgeführt und Studienmaterial für den sozialistischen Bibliothekar herausgegeben.
Zeitschrift für die Volksbücherei-Praxis 2,5 Ackermann: Aufbau des Sozialismus und die allgemeinbildenden Bibliotheken, S. Weigert: Das öffentliche Bibliothekswesen der DDR im Landkreis, S. Die ideologie der ddr versprach eine klassenlose gesellschaft, doch die realität sah oft anders aus.